Vom Panikpony zum „ich bin gelassen in normale Alltagssituationen“ Pony.

Vorgeschichte

Cindy hatte durch ungünstige Zucht und Aufzucht nicht die besten Karten. Bereits ihre Mutter zeigte starkes angstaggressives Verhalten. Es ist zu vermuten, dass einiges nicht ideal ablief. Cindys Stresstopf war sehr klein und bereits übervoll, als sie in ihrem neuen zuhause ankam. Hier sollte sich eine tolle Pferdefrau ihrer annehmen. Leider ist diese, bevor das Training richtig los ging, erkrankt. So wurde Cindy von der restlichen, nicht sehr pferdeerfahrenen Familie nach besten wissen und gewissen versorgt.

Cindys Ängste hatten Zeit zu reifen, und sie hat immer mehr Methoden entwickelt, dem Mensch aus dem Weg zu gehen. Bis es so weit kam, dass sie bis auf drei Meter niemanden mehr an sich heranließ. Glücklicherweise hat sie keiner so weit bedrängt, sodass sie bei der ersten Stressstrategie „Flucht“ bleiben konnte und nicht in die zweite „Kampf“ übergehen musste.

Training

Ich wurde in erster Linie hinzugezogen, um sie mit dem Lasso einzufangen, da eine Hufbearbeitung und tierärztliche Behandlung durchgeführt werden sollte. Ich wollte Cindy durch das werfen mit dem Seil nicht noch weiter ängstigen, da zu viel Laufen mit akuter Hufrehe nicht vorteilhaft ist, also haben wir uns langsam herangetastet. Eineinhalb Stunden später hatte das Pony ein Halfter an.

Wir waren uns einig: Es sollte nicht nur Ziel sein, Cindy zu notwendige Handlungen überreden zu können, sondern wir wollten ihre Einstellung gegenüber Menschen zum Positiven verändern und ihren gesamten Alltag vom dauernden Stressgefühl befreien.

So starteten wir das Trainingsprogramm. Den Hauptanteil der Zeit hat Cindy mit mir in gewöhnlichen Pferdealltagssituationen verbracht, in denen sie gelernt hat, dass nicht alle Menschen fürchterlich sind. Zumindest der eine, mit dem sie es da gerade zu tun hat, drückt sich verständlich aus, macht immer, was er sagt, und „hält all seine Versprechen“. Bei diesen Übungen (Pause, Führen, Anfassen, Putzen, Hufe geben) konnte Cindy ihren Stresstopf entleeren und eine auf Vertrauen basierte Verbindung zu einem Menschen aufbauen. Mit einem weniger vollen Stresstopf ist wieder Kapazität übrig, Situationen nach tatsächlicher Lebensbedrohlichkeit einzuschätzen und nicht mehr nur panisch zu reagieren. Der erste große Schritt war getan.

Da ich aber nicht ständig da sein konnte wenn andere Menschen (Hufschmied, Tierarzt, usw.) mit Cindy interagieren müssen und sie hier immer die Unterstützung einer Vertrauensperson braucht, musste diesen Job jemand anderes übernehmen. So hat Andrea diese Aufgabe übernommen. Ihr Herz für Tiere ist riesig, ihr Interesse an Pferden und die Erfahrung mit ihnen eher gering, was für Cindy keinerlei Nachteile hatte – im Gegenteil. Andrea hat ausreichend Zeit mit mir und Cindy verbracht, um auf möglichst viele Situation vorbereitet zu sein. Mit einer Hand voll Miniaufgaben im Koffer war der wichtigste Faktor Zeit. Täglich 15 Minuten braucht Cindy mit Andrea, um ihr als Hauptbezugsperson das Vertrauen zu schenken.

Da geht in meinem Herz die Sonne auf

Ich werden nicht mehr gebraucht. Andrea meistert die kleinen Probleme des Alltags mit Cindy hervorragend. Hufschmid, Tierarzt, und Chiropraktik gehören zum akzeptierten Menschenkreis und Behandlungen werden mit Bravour gemeistert. Fremden Menschen gegenüber ist sie immer noch skeptisch, wenn Andrea dabei ist, fühlt Cindy sich jedoch sicher genug, aktiv auf diese zuzugehen. Dem normalen Pferdealltag begegnet Cindy mit Gelassenheit – was für ein Erfolg.

Andrea

Cindy & Andrea

Andreas Geschichte

„Unsere“ Geschichte mit Jasmin

„Uns“, das sind Cindy, ein 10 jähriges Welsh-Pony und ich, Andrea. Nachdem meine Mutter eine Gehirnblutung erlitt, war sie leider nicht mehr in der Lage sich um ihre beiden Pferde, einen damals 23 jährigen Haflinger und ein 4 jähriges Welsh-Pony, zu kümmern. Cindy hatte sie erst vor Kurzem bekommen, als ihr 2. Haflinger starb. Sie war gerade dabei eine Beziehung zu Cindy aufzubauen.

Die erste Zeit übernahm mein Vater die Fütterung usw. Aber da die sehr schreckhafte und ängstliche Cindy eines Tages ihr Halfter verloren hatte und es all jenen die probierten sie zu fangen, es nicht gelang das Halfter wieder auf dieses Pferdchen raufzubringen, und der Hufschmied schon mehr als notwendig war, musste ich mich einschalten.

Und so kam durch unsere Tierärztin die Jasmin ins Spiel, der es dann wirklich gelang Cindy einzufangen und das Halfter wieder anzuziehen, damit die Tierärztin notdürftig einmal die Hufe behandeln konnte. Das „Hufproblem“ war somit vorerst einmal gelöst. Doch blieb trotzdem der traurige Umstand, dass dieses Pferd niemand angreifen und einfangen konnte, was spätestens beim nächsten Mal Hufschmied oder Tierarzt der Fall wäre.

Eine Abgabe der Pferde stand zur Debatte, aber wer will schon einen alten Haflinger (der damals noch dazu einen verletzten Fuß hatte) und ein Welsh-Pony das sich nicht angreifen ließ, aber die beiden hatten und haben laut Jasmin ein schönes zu Hause mit einer guten Offenstallhaltung. Also beschlossen wir, die Pferde bleiben wo sie sind, aber mit Cindy müssen wir arbeiten… Und da bin ich Jasmin unendlich dankbar, die wirklich unermüdlich über Wochen und Monate immer wieder gekommen ist, mich unterstützt hat und mir gezeigt hat wie man sogar mit einem so seeeeeeeehr schreckhaften Pferd (erblich vorbelastet, Mutter war auch so und wahrscheinlich bedingt durch Inzucht), eine Beziehung und Vertrauen aufbauen kann.

Dazu muss ich noch anmerken, ich bin nicht unbedingt ein „Pferdemensch“ und auch nicht sehr pferdeerfahren, aber ich bin sehr tierlieb und daher tat ich und tue ich immer noch was ich kann für die beiden Pferde (trotz meiner sehr begrenzten Zeit).

Jasmin hat uns beiden, der Cindy und mir, einen gewaltfreien, liebevollen Weg zur Selbsthilfe gezeigt. Dafür bin ich wirklich sehr sehr dankbar. Ihre Geduld und Ausdauer haben sehr wohl bei Cindy als auch bei mir gefruchtet. Es war ein Weg, um nicht zu sagen ein langer Weg, aber der hat sich wirklich gelohnt! Jasmin hat uns wirklich alles mitgegeben um mit unseren Problemchen die so manchmal wieder rüberkommen (z. B. Halfter wieder verloren), alleine fertig zu werden. Der Himmel hätte uns keinen, wirklich keinen besseren Trainer schicken können. Wir haben beide, Cindy und ich, sehr viel gelernt und es hätte für Cindy sicher auch keinen anderen Weg, als diesen „sanften“ gegeben, alles andere wäre „nach hinten losgegangen“, das weiß ich heute.

Ich bin auch sehr dankbar dass ich Jasmin jederzeit um Rat fragen kann wenn ich mir bei irgendetwas unsicher bin! Sie könnte uns zwar sicher auch noch praktisch helfen, aber, und das war auch immer Jasmins Ziel, bin ja ich die Bezugsperson und ich hab schon so viel Vertrauen aufgebaut, dass wir das letzte „Halfter-Problem“ alleine lösen konnten…

Liebe Jasmin, vielen vielen vielen Dank für alles, und auch an euch da oben, dafür dass ihr Jasmin zu uns gebracht habt… 🙂