Vom ungestümen Haflinger mit sehr kreativen Ideen zum intelligenten Partner auf den man sich verlassen kann.
Vorgeschichte
Esprit wurde von einem Bergbauern gezüchtet und sollte, so wie all seine anderen Haflinger, als Fleischlieferant am Esstisch landen. Da er sie aber besonders hübsch fand, hat er sie zum Verkauf angeboten.
Im Frühjahr werden die Mutterstuten und Fohlen mit dem Pferdehänger auf die Alm gebracht, wo sie reichlich Platz zur freien Bewegung, frische Luft, gutes Futter, reines Wasser und Sozialkontakt haben. Im Herbst werden sie von der Alm geholt und müssen in Anbindehaltung im Stall stehen, was leider entsprechende Verhaltensauffälligkeiten mit sich bringt.
Mit eineinhalb Jahren hat Esprit den Besitzer gewechselt und wurde ab diesem Zeitpunkt von mir begleitet.
Training
Ich habe ihr möglichst viel Raum zur freien Bewegung gelassen. Ihr langsam beigebracht, dass es nicht mehr nötig ist sich mit aller Kraft gegen das Halfter zu lehnen. Berührung am ganzen Körper als eine positive Erfahrung abgespeichert und das Heben der Beine vom Gefühl des Sicherheits- und Kontrollverlust gelöst.
Nachdem die ersten großen Hürden überwunden waren, habe ich langsam mit der Reitvorbereitung am Boden begonnen. Wir haben unter anderem ausgedehnte Geländespaziergänge, Ausritte als Handpferd und Koordinationstraining sowie Muskelaufbau am Platz und in der Halle betrieben.
Wie die meisten Jungpferde hatte auch Esprit damals jede Menge Bewegungsdrang, viel Spieltrieb und einen großen Entdeckergeist, zudem einen starken Charakter und hohe Intelligenz um diese zu befriedigen – ob mit oder ohne Begeisterung des Menschen. Da die Pferdebesitzerin wenig Zeit für Esprit und unseren gemeinsamen Unterricht aufbringen konnte und meine Trainingszeiten beschränkt waren, wurde eine weiter Bezugsperson hinzugezogen: Julia, die Mitreiterin.
Julia lernte schnell, sich auf das Pferd einzulassen, anders als sie es bisher kannte. Sie verbrachte viel Zeit mit Esprit, befriedigte ihren Spieltrieb, ihren Bewegungsdrang und gab ihr Denkaufgaben.
Das Anreit-Warm-up verlief unspektakulär. Satteln, Gurten, Gebissvorbereitung, Aufsitzvorbereitung, Hilfegebung von oben, Gewicht im Rücken – alles kein Thema.
Für mich war Esprit allerdings mit drei Jahren zu jung, um geritten zu werden. Hier ging die Meinungen in Bezug auf das ideale Training von Anfang an auseinander, weshalb für eine Zeit auf meinen Unterricht und Rat verzichtet wurde.
Als Julia Esprit übernommen hat, starteten wir neu. Einmaleins des Anreitens. Wir haben ihr Schritt für Schritt alles noch einmal erklärt. Womit Esprit keinen Grund mehr hatte, regungslos stehen zu bleiben, weil ihr nicht klar war, was sie tun soll oder den Reiter einfach abzusetzen, wenn es ihr zu viel wurde.
Da geht in meinem Herz die Sonne auf
Der größte Erfolg, den Julia und Esprit meiner Meinung nach hatten, war der erste Sprung. Ich muss dazu sagen, dass das nicht unbedingt meine Disziplin ist und ich hier kaum Erfahrung habe. Es war immer Julias Traum mit Esprit zu springen und sie wollte, trotz meiner Empfehlung, mit keinem anderen Trainer daran arbeiten. Also haben wir alles so aufgebaut, wie wir es bei allem anderen auch tun, aber springen mussten in dem Fall die beiden allein – ich stand nur unterstützend zur Seite.
Weshalb es für mich der größte Erfolg und der Beweis dafür ist, dass man mit einer guten Beziehung, einer Kommunikation, die funktioniert und einer sinnvollen Herangehensweise alles erreichen kann, was im Bereich des Möglichen liegt!
Julias Geschichte
Ich kenne Jasmin bereits seit vielen Jahren. So kam es auch dass sie mich mit meiner Esprit bekannt gemacht hat.
Meine Erfahrung mit Jasmin und ihrem Pferd/Mensch-Training
Als ich anfing, damals noch als Mitreiterin, mit Esprit zu arbeiten, war die Kleine erst 2 Jahre alt.
Wir lernten im Unterricht mit Jasmin die Bodenarbeit kennen. Das war Neuland für mich, da ich jahrelang in der Dressur unterrichtet wurde. Jasmin hat uns beiden gezeigt wie aus einem „Das Pferd und ich“ ein „WIR“ wird.
Als Esprit drei Jahre alt wurde, ging es ans Einreiten. Hier stellte sich schnell heraus, dass Esprit ihre eigene Meinung zu dem Thema hatte und die „Probleme“ häuften sich. Die Situation spitzte sich so zu, dass am Ende nicht mehr klar war, ob man sie überhaupt noch zu einem annähernd reitbaren Pferd machen kann. Unser größter Fortschritt war es, in der Halle ein paar Schritte gehen zu können, ohne dass Frau Pferd meinte, lieber was anderes tun zu wollen. Ihre Art der Rebellion war es, einfach stehen zu bleiben oder, im „worst case“, den Reiter von ihrem Rücken zu befördern.
Das war die Zeit in der ich Esprit als Besitzerin übernommen habe. Ich habe dann das Training sowie das Einreiten wieder ganz in Jasmins Hände gelegt, denn durch die positive Erfahrung von der Bodenarbeit war ich mir sicher, dass wir eine Chance auf ein Happy End haben, wenn wir hier professionelle und vor allem einfühlsame Hilfe bekommen.
Mittlerweile ist meine Esprit 10 Jahre jung und das tollste Reit- und Ausreitpferd, das ich mir vorstellen kann. Ich kann mit ihr in der Gruppe, aber auch allein ausreiten gehen. Egal ob wir die Umgebung kennen, in der wir unterwegs sind oder etwas Neues ausprobieren – auf meine Esprit ist Verlass! Ob am Reitplatz, bei der Boden- und Freiarbeit oder beim Ausreiten: Jasmin hat aus einem Pferd und einem Menschen ein Team gemacht, das sich aufeinander verlassen kann. Dabei hat sie auch oft als „Dolmetscher“ fungiert und ihren Job wirklich gut gemacht.
Die gute Beziehung und das feste Vertrauen zueinander konnten wir dank der einmaligen Art des Trainings von Jasmin aufbauen, und ich bin jeden Tag glücklich und dankbar, einen Menschen wie Jasmin in unserem Leben zu haben.
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